Männer in der Pflege? Klar doch!

Der Funke sprang früh über: Als seine Grossmutter öfter im Spital war, entdeckte Silas Samuel Illian in jungen Jahren die spannende Welt der Pflege. Heute ist der 20-jährige HF-Student im zweiten Jahr, lebt in Bonaduz und arbeitet in Davos.

Silas Samuel Illian im Interview mit Madleina Barandun.

Männer in der Pflege? Klar doch!

Der Funke sprang früh über: Als seine Grossmutter öfter im Spital war, entdeckte Silas Samuel Illian in jungen Jahren die spannende Welt der Pflege. Heute ist der 20-jährige HF-Student im zweiten Jahr, lebt in Bonaduz und arbeitet in Davos.

Hallo Silas, was steht bei dir gerade an?

Ich habe soeben mein erstes HF-Praktikum bei der Spitex in Davos absolviert. Es hat mir sehr Spass gemacht, in meinen Ursprungsbetrieb zurückzukehren.

Du hast vor dem Studium eine FaGe-Lehre gemacht. Wie hast du die Zeit als Lehrling erlebt?

Sehr vielfältig: Ich konnte je ein halbes Jahr bei der Spitex und im Altersheim verbringen, habe die Reha kennengelernt und auch im Akutspital gearbeitet.

Das Langzeitpraktikum im Studium absolviertest du bei der Spitex. Was hat dich dazu motiviert?

Bei der Spitex arbeitete ich enorm selbständig. Obwohl ich oft allein unterwegs bin, unterstützt mich mein Team immer. Es gefällt mir, dass ich oft an der frischen Luft sein kann und ganz unterschiedliche Menschen treffe. Ich muss oft improvisieren, finde in den Wohnungen kein fixes Setting vor, im Gegensatz zum Spital. Spannend ist auch die Breite der Aufgaben: Mal betreue ich eine ältere Dame, rüste Medikamente und messe Blutzucker oder komme in Kontakt mit Medizinaltechnik.

Du scheinst ein Mensch zu sein, der Abwechslung liebt?

Genau, ich sitze nicht gern zu lange herum. Ich wäre ein schlechter Büro-Mitarbeiter (lacht). Das wäre mir zu langweilig.

Nun bist du HF-Studierender. Wie verändert sich dein Blick auf den Beruf dadurch?

Ich lerne, den Fokus zu öffnen und mehrere Aspekte mitzudenken, was faszinierend ist. Beginnend beim Patienten, seiner räumlichen und sozialen Umgebung, seiner medizinischen Versorgung, bis hin zu den technischen Hilfsmitteln, die seinen Alltag erleichtern. Ich muss entscheiden, ob ich eine Patientin in den nächsten 24 Stunden allein lassen kann.

Eine grosse Verantwortung…

Genau. Im Spital gibt’s ein grosses Team und viele Hilfsmittel, man kann immer nachfragen. Bei der Spitex ist man allein in einer Situation, man ist gezwungen, selbst zu denken und findet so vielleicht eine Lösung für ein Problem. Das gibt ein gutes Gefühl.

Kannst du ein konkretes Beispiel nennen?

Ich betreute eine ältere Frau, die Probleme beim Duschen hatte, es war eng und sie konnte sich nirgends festhalten. Ich schlug ihr verschiedene Möglichkeiten vor. Dank eines zusätzlichen Griffs konnte die Frau wieder allein Duschen. Sie hatte eine Riesenfreude.

Wo siehst du dich in der Zukunft?

Ich werde meine HF-Ausbildung in Davos beenden, wo ich mich auf Akutpflege spezialisiere. Mein Ziel ist es, später Erfahrungen in einem grösseren Spital zu sammeln. Mein Traum wäre es, Rettungssanitäter zu werden.

Bei der aktuellen Kampagne von Spitex und Pflegeheime Graubünden wirkst du als Botschafter mit. Deine Illustration ist in ganz Graubünden zu sehen. Was hat dich dazu bewogen, bei der Kampagne mitzumachen?

Mir machte es Spass! Ich habe bereits bei mehreren Social-Media-Clips für die Kampagne mitgewirkt. Als ich hörte, dass für eine neue Kampagne Gesichter gesucht würden, habe ich mir dies zunächst gut überlegt und dann zugesagt. Ich möchte zu meinem Beruf stehen, gerade auch als Mann.

Wie ist es denn als Mann, in der Pflege zu arbeiten?

Im Team ist es nie Thema, ob jemand ein Mann oder eine Frau ist. Ich nehme die verschiedenen Altersstufen und Geschlechter in unserem Team positiv wahr. Früher klopften die Kollegen Sprüche zum Thema Körperpflege. Auch wurde ich schon gefragt, ob ich schwul sei. Mir geht dies mittlerweile nicht mehr nahe, ich schalte auf Durchzug. Ich mag Menschen einfach gerne. Die Patienten, gerade die älteren, reagieren durchwegs positiv. Sie sagen: «Schau an, da kommt ein junger, kräftiger Bursche!»

Warum sollte sich ein junger Mensch für die Langzeitpflege entscheiden?

Es ist extrem bereichernd und die Arbeit wird sehr geschätzt. Ich lerne enorm viel von den älteren Menschen. Ich habe einen 105-Jährigen betreut, der mir von seinen Erlebnissen während des Zweiten Weltkriegs erzählte. Spannend ist, wie erwähnt, die Abwechslung. Positiv auch, dass es keinen Nachtdienst gibt. Kurz gesagt: Der Beruf ist perfekt für jemanden, der gerne mit Menschen arbeitet und flexibel ist, der nicht am Bürostuhl kleben möchte.

Welches sind Herausforderungen?

Das Sterben und der Tod. Ich habe den oben erwähnten, 105-jährigen Patienten während fünf Jahren begleitet. In meinem letzten Praktikum ist er dann verstorben, ich habe ihn dabei intensiv unterstützt. Es war sehr schwierig, aber auch schön, dass ich ihn zu Hause unterstützen konnte. Oder wenn ich Menschen in meinem Alter mit einer schwierigen Diagnose begleite, ist das “heavy”. Manchmal treffe ich auf fordernde Angehörige, die nicht einfach sind. Grundsätzlich glaube ich, dass mein Beruf mich schneller erwachsen werden liess. Ich war sehr froh um meine Familie, die mich in schwierigen Momenten aufgefangen hat.

Zum Abschluss: Welches waren deine schönsten Momente im Pflegealltag?

Ich begleitete eine relativ schwierige Patientin, und als Abschied gab sie mir – ganz unerwartet – ein Geschenk. Oder wenn ich ein «Danke» erhalte nach einer Körperpflege oder nur schon nach dem Schuhe anziehen. Es ist schön mitzuerleben, wenn Menschen dank uns ihre Selbständigkeit wiedererlangen. Oder wenn wir Angehörige am Limit erleben, denen wir Entlastung bieten können.

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Fotoshooting mit Silas: Die Fotos wurden als Vorlage für die Plakate verwendet.

Und hier das Resultat: Silas auf dem Plakat – richtig nice!

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Schau dir in unseren Videos an, wie Silas seinen Arbeitsalltag bei der Spitex Davos erlebt:

@spitex_pflegeheime

Silas nimmt uns heute mit zur Arbeit bei der Spitex. Was findest du am FaGe-Beruf besonders spannend? 🧑‍⚕️ #Langzeitpflege #Graubünden #FaGe #Spitex #Pflegeheim #Spital #Medizin #Schweiz #Gesundheit #PflegeMitHerz #ILovemyJob

♬ original sound – Spitex Pflegeheime Graubünden

@spitex_pflegeheime

Mit der Gondel zur Arbeit fahren – echt jetzt? Ja, das geht und zwar in Davos. Wie gehst oder fährst du zur Arbeit? 🚠#Langzeitpflege #Graubünden #FaGe #Spitex #Pflegeheim #Spital #Medizin #Schweiz #Gesundheit #PflegeMitHerz #ILovemyJob #CableCar

♬ original sound – Spitex Pflegeheime Graubünden

@spitex_pflegeheime

Silas zeigt uns heute eines seiner wichtigsten Werkzeuge. Hättest du gewusst, für was die Spitex diese Keule braucht? 🤷🏼‍♀️ #Langzeitpflege #Graubünden #FaGeGadget #FaGe #Spitex #Pflegeheim #Spital #FaGeGadget #ILovemyJob

♬ original sound – Spitex Pflegeheime Graubünden

«Man ist gezwungen, selber zu denken!»